Warum wir ALLES verkauft haben
Wenn man erzählt, dass man alles verkaufen wird, was man besitzt und nicht in seinem Rucksack mitnehmen will, dann wird man ausnahmslos mit großen Augen angesehen. Erst nach diesen ersten 2 Sekunden unterscheiden sich dann die Reaktionen.
Man kann richtig mit ansehen, wie es im Kopf rattert, wie versucht wird diese Aussage zu begreifen und mit diesem, doch ungewöhnlichen Vorhaben zurecht zu kommen. Die Reaktionen sind dann meist “Cool!”, “Wow, klasse.”, “Echt jetzt.” oder “Oh.”.
Ich habe festgestellt, dass die meisten Menschen sich schon mindestens einmal im Leben mit dem Gedanken beschäftigt haben alles hinter sich zu lassen, auszuwandern, zu reisen, irgendwo neu anzufangen. Egal welche Form das ganze dann am Ende haben könnte. Sei es eine Weltreise, ein Umzug in ein anderes Land, Work and Travel. Heute gibt es Möglichkeiten über Möglichkeiten jede Vorstellung umsetzen zu können. Aber doch macht es kaum jemand. Meist werden diese Gedanken weggeschoben, als Spinnerei oder Tagtraum in die untiefen des Gehirns verbannt.
Auch bei uns wäre dies gut möglich gewesen. Es gab weder Freunde noch Familie, die so etwas jemals gewagt haben. Ja, es wurde gereist. Ja, es wurde von Weltreisen geträumt. Ja, es wurde von Auswandern gesprochen. Aber nein, umgesetzt wurde es nicht. “Das macht man nicht.”, “Wie soll das gehen?”, “Aber mein Leben ist doch hier.”. Man findet sehr viele Gründe es nicht zu tun. Aber wir haben einfach keinen wirklich guten Grund für uns gefunden.
Und daher hiess es irgendwann ganz oder garnicht. Flo war sowieso schon selbstständig und die meisten seiner Kunden haben kein Problem damit, wenn er nicht vor Ort ist. Hauptsache er macht gute Arbeit. Mein Studium war vorbei und die Entscheidung stand an, was als nächstes kommt.
Da wir beide aus Stuttgart weg wollten, wurde zunächst überlegt, wo ich mich bewerben soll. Wenn schon arbeiten, dann wenigstens an einem tollen neuen Ort. Allerdings ist uns dann bald aufgefallen, dass das dann wieder das selbe sein wird, nur eben anderswo. Und wirklich zufrieden waren wir damit nicht. Mehr und mehr reifte dann der Gedanke, dass wir reisen könnten. Das wird die Welt entdecken, neue Erfahrungen machen, interessante Dinge kennenlernen könnten. Das wir uns aussuchen könnten, wo wir sein wollen, dass wir uns aussuchen könnten, wann wir zu unserem nächsten Abenteuer aufbrechen wollen. Dass wir mehr erleben könnten, als wir uns jemals erträumen könnten. Und irgendwann wurde aus den ganzen “wir könnten” ein “wir werden es tun”.
Als nun die Entscheidung gefallen war, fing die Vorfreude an. Aufregung, Freude, aber auch die Frage, ob das alles klappen kann. Was hier sehr hilft ist, wenn man sich anschaut, was andere gemacht haben. Es gibt hunderte, wenn nicht tausende Menschen, die das gleiche schon vor uns getan haben und darüber geschrieben haben. Daraus kann man schließen: Es kann klappen. Es ist zwar viel Arbeit, aber es geht. Und es scheint sehr vielen auch sehr viel Spass zu machen.
Eine der wichtigsten Entscheidungen die wir treffen mussten war, was wir mit unseren Sachen machen. Es macht keinen Sinn eine Wohnung in Deutschland zu haben, wenn man nicht vor hat wieder dort hin zurück zu kehren. Also, was macht man dann mit seinen ganzen Sachen. Möbel, Dekoration, Kleidung und was sich eben über Jahre so ansammelt??? Sehr schnell wurde uns klar, dass wir beide nichts davon lagern wollten. Natürlich mochten wir unsere Sachen, aber es waren eben doch nur Gegenstände, die ersetzt werden konnten, wenn wir sie doch wieder brauchen. Und da wir keine Ahnung haben wann und wo wir sie jemals wieder brauchen könnten, macht die Einlagerung noch weniger Sinn.
Und das tollste: Es macht unglaublichen Spass Sachen zu verkaufen. Man fühlt sich gleich leichter und freier wenn man anfängt auszusortieren, Fotos zu machen, Anzeigen zu schalten und dann auch noch Geld für seine Sachen zu bekommen. Seien es 2 Euro für eine Vase oder 10 Euro für ein Spiel, das man sowieso seit 4 Jahren nichtmehr gespielt hat. Also auch wenn ihr nicht vor habt all euer Hab und Gut weg zu geben kann ich gründliches Aussortieren sehr empfehlen.
Und wenn wir jemals wieder Sesshaft werden sollten, dann haben wir die Möglichkeit dies von Grund auf zu tun. Keine Möbel, die in die Wohnung gestellt werden, weil man sie eben noch hat. Keine Dekoration die jahrelang in Kisten verpackt war und man nur aufstellt, weil man sie extra aufbewahrt hat. Ich denke, dass wir nach unserer Reise andere Menschen sein werden als wir vor der Reise waren. Und warum sollten wir uns dann mit Dingen belasten, die vielleicht vor der Reise zu uns gepasst haben, aus denen wir haben herausgewachsen sein werden?!
In diesem Sinne: Fröhliches Aussortieren.